Konfliktmanagement als Instrument werteorientierter Unternehmensführung (Auszug)

PricewaterhouseCoopers AG und der Europa-Universität Viadrina Frankfurt (Oder), Oktober 2013

Eine nachvollziehbare Vorgehensweise bei der Ermittlung von Konfliktkosten bietet der „Konfliktkostenrechner“. Das Instrument ermöglicht eine systematische Betrachtung von typischen Konfliktfolgen und deren monetäre Beurteilung mithilfe eines dreistufigen Schätzverfahrens. Die Berechnung der Konfliktkosten erfolgt auf der Basis typisierter Konfliktwirkungen, indem den vorgegebenen Konfliktfolgen spezifische Kostenkategorien zugeordnet werden, durch die der Anwender dann systematisch geführt wird. Über ein festes Kalkulationsschema kann er die jeweils maßgeblichen Kostenkomponenten eingeben.

Da die Folgen einzelner Konflikte stark voneinander abweichen können, erhält der Anwender des Konfliktkostenrechners in einem ersten Schritt eine Vorauswahl typischer Konfliktwirkungen. In einem zweiten Schritt werden jeder relevanten Konfliktwirkung unabhängige Kostenkategorien zugeordnet. Für diese Kostenkategorien können im Wege der persönlichen Schätzung (absolut, intervallgesteuert oder prozentual bezogen auf Bezugsgrößen – zum Beispiel Kosten oder Deckungsbeitrag je Mitarbeiter) konkrete Kostenbeiträge festgelegt werden. Auf Grundlage der einzelnen Kostenkomponenten werden im letzten Schritt der standardisierten Kalkulation die Gesamtkosten eines Konflikts berechnet.

Führt ein Konflikt beispielsweise zu einem „Mitarbeiterverlust“, wird dieser Sachverhalt durch neun Kostenkategorien (Leistungsminderung, Personalsuche, Personalbindung, Prozessineffizienz, Stellvertreterbindung, Dienstleister, Ergebnisqualität, Schulungen und Einarbeitung) erfasst, zu denen der Anwender des Konfliktkostenrechners im Folgenden befragt wird und – sofern ein Aspekt relevant ist – zugehörige Kosteninformationen eingeben kann. Für die Leistungsminderung eines Mitarbeiters wird der Kostenbeitrag zum Beispiel auf der Grundlage seines Jahresgehalts (absoluter Eurobetrag), der prozentualen Leistungsabnahme aufgrund seiner „inneren Kündigung“ (in sechs Intervallstufen zwischen 0 % und 75 %) sowie der Dauer seines Leistungsverlusts (in Monaten) geschätzt. Ähnlich ausgestaltete Bezugsgrößen werden für die übrigen Kostenkategorien zur individuellen Auswahl vorgegeben.

Der Konfliktkostenrechner basiert auf einem transparenten Verfahren, das vornehmlich für eine nachträgliche Abschätzung der Konfliktkosten, das heißt eine „Nachkalkulation“ der Konflikte, bei entsprechender Ausgestaltung aber auch für eine prospektive Konfliktkostenschätzung herangezogen werden kann. Die Qualität der Schätzung hängt dabei vom Aufwand ab, der seitens des Anwenders zur Ermittlung von differenzierten Kostensätzen und Wertschöpfungsbeiträgen bzw. zur Bestimmung von Wirkungsintensitäten (z. B. einer Leistungsminderung) betrieben wird. Wie bei vielen Schätzverfahren ist auch beim Konfliktkostenrechner das Schätzergebnis letztlich vom subjektiven Ermessen seines Anwenders abhängig. Allerdings trägt das über definierte Konfliktwirkungen und daran gekoppelte Kostenkategorien vorgegebene Schätzverfahren methodisch zu einer Objektivierung der Konfliktkosten bei.