Konfliktkostenrechner www.konfliktkostenrechner.de von Oliver Ahrens
Mehrstufiges Schätzverfahren zur nachvollziehbaren und aussagekräftigen Ermittlung von Konfliktkosten
Rezension in Konfliktdynamik, 3. Jahrgang, 1/2014
Konflikte verursachen Kosten, die sich durch kluges Konfliktmanagement einsparen lassen. Dieser Befund leuchtet in seiner Allgemeinheit zwar intuitiv ein; Schätzungen, die die Gesamtkosten von Konflikten zu beziffern versuchen, mangelt es hingegen oft an Überzeugungskraft. weil sie ihren Voraussetzungsreichtum und ihre subjektive Bedingtheit nicht offenlegen. So wird z. B. die Frage, wie viel Zeit Führungskräfte mit der Bearbeitung von Konflikten verbringen, mit einem ganzen Spektrum an Schätzgrößen beantwortet, die von 30 % (www.cscsb.org/mediation/cost_of_conflict.html) über 42 % (Watson, C./Hoffmann, R. (1996). Managers as Negotiators, Leadership Quarterly 7(1), S. 63 f.) bis zu 70 % (Taylor, R. (2003). Workplace tiffs boosting demand for mediators. National Post v. 17.03.2003) reichen. Im anglo-amerikanischen Raum sind in den letzten Jahren zahlreiche Instrumente entwickelt worden, die zu einer Objektivierung dieser Schätzgrößen beitragen sollen. Diese Instrumente fragen in der Regel drei Faktoren ab - die Anzahl der von einem Konflikt betroffenen Personen, das Ausmaß ihrer zeitlichen Befassung mit dem Konflikt und die Höhe ihres monatlichen Salärs –, addieren anschließend verfahrenstypische Rechtsverfolgungskosten und präsentieren am Ende ein Konfliktkosten-Gesamtergebnis.
Im deutschsprachigen Raum existierte bislang kein Instrument, mit dem sich Konfliktkosten so differenziert schätzen ließen wie neuerdings mit dem Konfliktkostenrechner von Oliver Ahrens. Der Rechner ermöglicht es, mittels eines dreistufigenVerfahrens Konfliktkostenschätzungen rational mit transparenten Kriterien zu hinterlegen. Hierfür präsentieren sich dem Nutzer zunächst sieben sog. Konfliktsymptome (von »Mitarbeiterverlust« über »Teamprobleme« bis zu »Sanktionen«), denen jeweils einzelne Konfliktfolgenkategorien zugeordnet sind. Das sog. Konfliktsymptom »Teamprobleme« faltet sich beispielsweise auf in »Leistungsminderung und sinkende Ergebnisqualität«, »zusätzliche Besprechungen«, »Terminverzögerungen«, »Prozessineffizient aufgrund ausbleibender Projektfortschritte«, »verlorengegangene Arbeitszeit«, »verschwendete Mittel« und »Minderung der Unternehmenswerte«. Der Nutzer findet stets eine kurze Erläuterung zur Unterscheidung der Kategorien. Er hat auf der zweiten Stufe die Möglichkeit, Kostenbeiträge zu bestimmen, die sich zu einem Gesamtbetrag aufaddieren. Diese Beiträge können je nach Kostenkategorie in absoluten Beträgen oder prozentual bezogen auf eine Bezugsgröße geschätzt werden. Um retrospektiv die Kosten durch eine reduzierte Prozesseffizienz zu schätzen, wird z. B. danach gefragt, wie groß der Einfluss der ineffizienten Projektarbeit auf andere Bereiche war und wie viele Mitarbeiter davon betroffen waren. Die Angaben werden ins Verhältnis zum individuell festlesbaren Deckungsbeitrag je Mitarbeiter gesetzt.
Auf der dritten Stufe wirft das Instrument die Gesamtkosten des Konflikts aus und eröffnet eine Nachschätzungsmöglichkeit in allen Kostenkategorien.
Anders als bereits existierende ähnliche Instrumente, die z. T. empfehlen, das gefundene Ergebnis mit vier zu multiplizieren, ums auch den nicht messbaren Teils von Konfliktkosten zu erfassen (www.cscsb.org/mediation/cost_of_conflict.html) verlässt der Konfliktkostenrechner sich nicht auf anekdotische Evidenzen. neben der Vielfältigkeit der wählbaren Kategorien und der Bedienerfreundlichkeit der Anwendung bezieht der Konfliktkostenrechner seine Überzeugungskraft vielmehr insbesondere daraus,, dass der Weg von der Eingabe von Schätzwerten bis zum Gesamtergebnis stets offengelegten Berechnungsgrundlagen folgt und damit lückenlos nachvollziehbar ist.
Der Konfliktkostenrechner stellte eine wertvolle Hilfe bei der Schätzung von Einzelkonflikkosten dar. Führt man sich vor Augen, dass zu den Konfliktkosten von unternehmen darüber hinaus auch solche Kosten zählen, die Einzelkonflikten nicht linear zuordenbar sind (z. B. der Vertrauensverlust in die Regelungskompetenz von Vorgesetzten), lässt sich das gewaltige Ausmaß des »Business Case Konfliktmanagement« zumindest erahnen.
Felix Wendenburg, Berlin